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Am 3. September freut sich die Berliner RTF-Gemeinde auf den Jahreshöhepunkt, den gemeinsam organisierten Radmarathon „Rund um Berlin“. In diesem Jahr mischt sich in die Freude auch Wehmut, denn einer der langjährig beteiligten Vereine, der RV Möwe Britz, schloss in diesem Jahr seine Pforten. Anlässlich des Marathons wollen wir noch einmal einen Blick zurück auf die 126 Jahre lange Geschichte dieses Berliner Traditionsvereins werfen. Der Verein bestand übrigens die ganze Zeit ohne Umbenennungen oder Zusammenschlüsse mehrerer Vereine, auch ein seltener Fall im Radsport.


Gegründet wurde der RV Möwe Britz von fünf Radsportenthusiasten am 12. Mai 1897 im Lokal Bethge des Örtchens Britz, dass seinerzeit noch eine selbstständige Gemeinde des Landkreises Teltow war. Das Gründungslokal befand sich in etwa an der Stelle, an der heute die Blaschkoallee auf den Britzer Damm trifft.
Der Verein widmete sich nicht nur dem Rennradfahren, sondern auch dem Kunstradfahren und dem Anfang des 20. Jahrhunderts populären „Reigenfahren“. Das berühmteste Mitglied aus dieser frühen Zeit ist zweifelsohne Willy Kutschbach, der ein erfolgreicher Radprofi wurde (u.a. Tour de France-Teilnehmer).
Nach der Zäsur des zweiten Weltkrieges und der Neuformierung 1949 waren es vor allem die Kunstradfahrerinnen und die Radballer, die in den 50er bis 70er Jahren Erfolge für den Verein holten. Im Rennrad-Bereich stagnierte die Entwicklung des Vereins etwas. Erst mit der Übernahme des Vereinsvorsitzes durch Herbert Töpfer 1985 kam wieder Bewegung in diesen Bereich. Der Verein wurde zu einem der aktivsten Berliner Radsportvereine in Sachen RTF und Radwandern. Siegfried Freier und Hans Rostig sind dafür zwei Beispiele sehr aktiver und bekannter Breitensportler des Clubs.
Auch als Veranstalter machten sich die Möwen einen Namen. Ihr „Britzer Möwenroller“ war zum Beispiel viele Jahre lang ein beliebter Einstieg in der RTF-Saison. Aber nicht nur im Breitensport gab es Veranstaltungen (bis zu drei pro Jahr), sondern auch Radrennen. Das bekannteste war das „Hufeisenrennen“ in der berühmten Hufeisensiedlung des Architekten Bruno Taut in Britz. Dessen 800 Meter-Strecke mit nur zwei „Ecken“ dürfte recht einzigartig im Radsport sein.
2023 hat nun endgültig das Problem der schwierigen Nachwuchsgewinnung für die Vereinsarbeit die Grenze gesetzt. Und so hat der Radfahrverein Möwe Britz 1897 e.V. in seiner Jahreshauptversammlung am 12. April 2023 seine Auflösung beschlossen. Den verbliebenen „Möwen“ wünschen wir dennoch noch viele aktive Jahre anderswo im Berliner Radsport!

 

Foto: RV Möwe Britz (Vereinsausfahrt 2021)

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